Mit einer Länge von 42 km verbindet der Finowkanal im West-Ost-Verlauf die Havel mit der Oder (von Schleuse Liebenwalde bis Schleuse Liepe). Die erste künstliche Wasserstraße Deutschlands wurde bereits Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut, um eine Verbindung von Berlin nach Stettin an die Ostsee zu schaffen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde sie zerstört und verfiel. Der Wiederaufbau sämtlicher Schleusen erfolgte bis 1749, immerhin musste ein Höhenunterschied von 36 Metern überbrückt werden. Lange Zeit war der Kanal eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen in der Mark Brandenburg mit gewaltigem Schiffsverkehrsaufkommen: Doppelschleusen und Schleusungen rund um die Uhr waren nötig, um die Vielzahl der Transportschiffe abzuwickeln. Das sogenannte Finowmaß erzählt noch von dieser Zeit: Mit einer Länge von 40,2 m, einer Breite von 4,60 m und einer Tiefe von 1,40 m war es das erste genormte deutsche Binnenschiffmaß und die Kanalschleusen waren so angelegt, dass genau zwei Finowmaßkähne darin Platz fanden. Dennoch erreichte der Kanal vor gut hundert Jahren sein Limit, so dass parallel verlaufend der wirtschaftlich effektivere Oder-Havel-Kanal gebaut wurde. Mit dessen Eröffnung 1914 ging die Bedeutung des Finowkanals kontinuierlich zurück, wurde aber Ende des 20. Jahrhunderts für den Tourismus wiederentdeckt. Es waren gewaltige Anstrengungen nötig, um die Schleusen zu reparieren und auch neu zu bauen, damit der Kanal durchgängig schiffbar ist. Aber das Ergebnis ist fantastisch: Zwölf denkmalgeschützte, historische und mit Handkurbel betriebene Schleusen, üppige Natur entlang der Ufer, idyllische Ruhe sowie Baudenkmale aus der Pionierzeit der Industrialisierung. Hier lässt es sich auf dem Boot wirklich entschleunigen und genießen – und das auch mit Charterschein! 

Mit der Eröffnung des 10 km langen westlichen Teilstücks „Langer Trödel“ ist eine Vision wahr geworden: Die durchgehende Befahrbarkeit des Finowkanals auf seiner ganzen Länge für Boote mit Tiefgang bis zu 1,20 Meter. Dafür waren aufwendige Baumaßnahmen erforderlich, die Schleuse Zerpenschleuse wurde wiederhergestellt und zwei Klappbrücken sowie eine Hubbrücke neu gebaut. 

Allein schon die Namensgebung versetzt in ein anderes Zeit- und Lebensgefühl, ein Wortspiel aus Treideln (das Ziehen von Schiffen durch Mensch oder Zugtier) und Trödeln, also Bummeln und damit Zeit haben, die Schönheit von Natur und Landschaft zu genießen. Wer zwischen Liebenwalde und Zerpenschleuse gemächlich mit dem Boot entlangtuckert, ist verblüfft: Die Natur wirkt vielerorts unberührt, am Wasserlauf lassen sich Biber, Sumpfschildkröten, Fischotter und sogar Eisvögel beobachten. Da sich die Wasserqualität zusehends erholt hat, ist der Lange Trödel zwischen Eisenbahnbrücke Liebenwalde und Forstbrücke mittlerweile Landschafts- und Natur-Schutzgebiet. Ein wunderbares Erlebnis! 

In Liebenwalde wurde mit den Baumaßnahmen auch eine gute Infrastruktur für Bootsfahrer errichtet. Beaufsichtigte Gastliegeplätze stehen im Stadthafen an der Klappbrücke L21 zur Verfügung. Auch in Zerpenschleuse gibt es Anlegemöglichkeiten zwischen Hubbrücke Forststraße und Brücke L 100. So kann man an beiden Ort bequem von Bord gehen und die Spuren des historischen Kulturguts Finowkanal erkunden. 

Die Einfahrt in kleine Nebenarme ist für alle Boote gesperrt, hier wurden Ausweichgewässer für Biber und Fischotter geschaffen. Ankern und Anlanden ist im Schutzgebiet nicht gestattet. Die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 6 km/h gilt auf dem gesamten „Langen Trödel“. Für motorisierte Boote ist Kolonnenverkehr gewünscht. Die Befahrung für motorisierte Boote ist nur im Einbahnrichtungsverkehr zwischen Hubbrücke Forststraße und Eisenbahnbrücke Liebenwalde möglich, Richtungswechsel erfolgt alle 1,5 Stunden.